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Wie die Schweizer Hochschulen in den politischen Diskurs eintraten

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Am 9. Februar 2014 stimmten die Schweizer Stimmbevölkerung und die Kantone der sogenannten Initiative «gegen Masseneinwanderung» zu. Die meisten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger waren sich damals nicht bewusst, dass ihr demokratischer Entscheid direkte Folgen für die Hochschulen und die in der Schweiz tätigen Forschungsgruppen hatte. Akademische und politische Entscheidungsträger wussten hingegen, dass die Europäische Union ihre Drohung wahr machen und die Schweiz von ihren Forschungs- und Mobilitätsprogrammen ausschliessen würde. Trotzdem bezogen sie nicht öffentlich Stellung, weil sie der Überzeugung waren, dass sich Bildung und Forschung nicht in die Politik einmischen sollten. Die negativen Konsequenzen des Ausschlusses in den darauffolgenden Monaten trugen jedoch dazu bei, dass sie ihre Meinung änderten.
Wir durften swissuniversities, die Dachorganisation der Schweizer Hochschulen, bei diesem Paradigmenwechsel unterstützen. In unserer Analyse zeigten wir auf, dass die Hochschulen nicht zu Kampagnen-Maschinen werden müssen. Hingegen ist es völlig legitim, dass sie die Folgen aufzeigen, welche die politischen Entscheide für die Erfüllung ihres Auftrags von Kantonen, Bund und damit von der Bevölkerung haben. Alle Gesetze fordern von den Hochschulen und Forschungsinstitutionen, dass sie nach Exzellenz streben und eine internationale Ausstrahlung haben. Warum sollten sie also nicht auch das Rech haben, auf Gesetzestexte hinzuweisen, die sie daran hindern könnten, die besten Forschenden anzustellen und sich an den europäischen Forschungsinitiativen zu beteiligen?
In den Jahren 2016 und 2017 haben wir in der ganzen Schweiz rund 15 Workshops zur politischen Kommunikation von Hochschulen konzipiert und mitgestaltet. In den Workshops wurden die Kommunikationsverantwortlichen der Institutionen für die Thematik sensibilisiert. Zusammen mit diesen Personen förderten wir den Austausch von Best Practices für politische Kommunikation und regten einen Informationsaustausch an. Das Resultat liess sich im Oktober und November 2018  während der Kampagne zur Selbstbestimmungsinitiative sehen. Die Hochschulen hatten den Mut, Stellung zu nehmen und die verheerenden Auswirkungen der Initiative auf ihre internationale Positionierung aufzuzeigen. Ein Paradigmenwechsel hatte stattgefunden.
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Den Bürgerdialog mit Cafés beleben

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Die VIRTÙ Public Affairs AG ist als Kommunikationsexpertin für die konstituierende Versammlung Grossfreiburgs tätig, die für das Fusionsprojekt von neun Gemeinden verantwortlich ist. Wir sind der Meinung, dass die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger für den Erfolg eines solchen Projekts entscheidend ist. Zu diesem Zweck organisierten wir drei Dialogveranstaltungen, mit dem Ziel, Vorschläge aus der Zivilgesellschaft in die Überlegungen der Arbeitsgruppen der konstituierenden Versammlung Grossfreiburgs einfliessen zu lassen.

Für diese Cafés Grossfreiburg orientierten wir uns am Prinzip des «World-Café». Diese Methode ist aus verschiedenen Gründen interessant. Einerseits basiert sie auf einer qualitativen und weniger auf einer quantitativen Beteiligung. Wir strebten 15 bis 25 teilnehmende Personen an – ein vernünftiges Ziel in dieser frühen Phase des Fusionsprojekts. Andererseits fördert das World-Café die Verbreitung von Ideen und konsensbasierte Vorschläge.

Jedes Café Grossfreiburg war einer übergeordneten Fragestellung gewidmet, die in einzelne Teilfragen unterteilt war. Zu Beginn stimmten die Teilnehmenden mit Aufklebern über die Teilfragen ab, die sie am meisten interessierten. Jede ausgewählte Teilfrage wurde einer Moderatorin oder einem Moderator zugeteilt. In kleinen Gruppen erörterten die Teilnehmenden jede dieser Fragen während 25 Minuten. Um einen möglichst ergiebigen Austausch zu fördern, fassten die Tischmoderatoren zu Beginn jeder neuen Runde die vorangehenden Diskussionen zusammen. Diese Art der Moderation ist das Herzstück des World-Cafés. Sie ermöglicht den Moderierenden, schrittweise zu erkennen, in welchen Punkten der Frage Einigkeit herrscht und wo die Meinungen auseinandergehen.

Nach vier Diskussionsrunden fassten die Moderierenden die wichtigsten Schlussfolgerungen der Gespräche zu ihren Fragen im Plenum zusammen. Ich transkribierte diese in drei Impulsberichte, welche an die Delegierten der konstituierenden Versammlung Grossfreiburgs übergeben wurden. Die Delegierten müssen die Berichte zur Kenntnis nehmen und können die Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger in ihre Arbeit einfliessen lassen. 
Grand Fribourg Café

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Speeddatings für Forschende und Stakeholder

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Im Jahr 2017 endeten mehrere Forschungsprojekte des Nationalen Forschungsprogramms «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» (NFP 69). Diese Projekte bieten Lösungen, um das Ernährungssystem nachhaltiger zu gestalten und um die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit besser zu verstehen. Als Verantwortliche für den Wissenstransfer des NFP 69 organisierten wir am Ende des Jahres drei Workshops, um die Resultate dieser Projekte vorzustellen, um einen Austausch zwischen den Forschenden und den Anspruchsgruppen des NFP 69 zu ermöglichen und so einen wichtigen Schritt hin zur Synthese des Programms zu machen. 

Das NFP 69 ist an der Schnittstelle von Ernährung, Agrarwissenschaft und Gesundheit positioniert. Die Stakeholder bilden daher eine sehr heterogene Zielgruppe, die von Vertretenden der Wirtschaft (Produzenten, Industrie, Verteiler) über Akteure der öffentlichen Gesundheit und Behörden bis hin zu Konsumenten- und Umweltorganisationen reicht. Ebenso vielfältig sind die Forschungsprojekte des NFP 69. Unsere Herausforderung bestand daher darin, die Veranstaltungen so zu gestalten, dass sie spezifisch und für die einzelnen Akteure relevant waren. Wir entschieden uns für drei Querschnittsthemen: nachhaltige Ernährungssysteme, Nahrungsmittelverluste und Ernährungsentscheide. 

Der erste Halb-Tag war jeweils dem Austausch zwischen Forschenden und Stakeholdern des NFP 69 gewidmet. In einem wissenschaftlichen Speed-Dating konnte das Eis gebrochen werden. Die Teilnehmenden wählten die Posten der wissenschaftlichen Projekte, die sie am meisten interessierten. Die Forschenden hatten jeweils 20 Minuten Zeit, um die wichtigsten Resultate ihrer Arbeiten zu erklären. Auf der Grundlage von Aussagen zu den Resultaten der Projekte wurden die Diskussionen anschliessend im Plenum fortgesetzt. Die Stakeholder wurden aufgefordert, auf die Aussagen einzugehen und ihre Perspektive aus der Praxis einzubringen. 

Am folgenden Tag trafen sich die Forschenden erneut und diskutierten die Inputs der Anspruchsgruppen. Sie konnten ihre Aussagen entweder aufrechterhalten oder anpassen. Diese «Statements» bilden den Hintergrund für die Synthese des NFP 69.  

Participants au workshop

Participants au workshop